Prophezeiungen für Jedermann by Gozdek Nicole

Prophezeiungen für Jedermann by Gozdek Nicole

Autor:Gozdek, Nicole [Gozdek, Nicole]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2019-06-03T22:00:00+00:00


Um Mitternacht starrte er nervös auf den Apartmentkomplex. Er wirkte fremd auf Zacharias, verändert, aber vermutlich hatte nur er sich verändert. Veränderungen seien schmerzhaft, hatte Dr. da Silva gesagt. Wie recht er hatte. Doch die Geheimnisse taten ihm zurzeit mehr weh als alles andere.

Ein Teil von Zacharias, der Teil von ihm, der sich an die Gesetze, Regeln und die Ordnung hielt, war entsetzt über das, was er jetzt vorhatte, aber Zacharias hatte festgestellt, dass es ihn im Großen und Ganzen nicht kümmerte.

Es war sein Recht!

Zügig ging er auf die Haustür im Erdgeschoss zu, hinter der seine Mutter in den letzten drei oder vier Jahren gelebt hatte. In der Hoffnung, dass sie ihn nicht genauso schnell aus den Zutrittsberechtigungen ausgeschlossen hatte wie aus ihrem Testament, legte er eine Hand auf die Außentür. Erleichterung überkam ihn, als die Siegel ihn akzeptierten und er das Haus betreten konnte. Er ging hinauf zu ihrer Wohnung, deren Siegel ihn zum Glück ebenfalls nicht als Eindringling identifizierten. Nachdem er in Georgs Haus erlebt hatte, was geschehen konnte, wenn man mutwillig Siegel zerstörte, hatte er vor diesem Teil etwas Angst gehabt.

Doch er wäre genauso wenig zurückgeschreckt, wie er auch jetzt nicht zögerte, den Draht und die Nadel in das Türschloss ihrer Wohnung im ersten Stock zu stecken.

Zacharias hatte zwei Stunden am Nachmittag damit zugebracht, im menschenleeren Aufenthaltsraum Anleitungen und Videos für neue Mitarbeiter von Schlüsseldiensten anzuschauen, wie man möglichst, ohne Schäden zu hinterlassen, Schlösser für ausgesperrte Kunden knackte. Zuerst hatte Zacharias überlegt, einfach einen von ihnen anzurufen, zu behaupten, er hätte das Recht, in der Wohnung zu sein – das ließ sich ja zum Glück durch die Siegelerkennung beweisen – und ihn dann die Tür öffnen zu lassen. Aber das hätte Spuren und Zeugen hinterlassen und seine Großeltern hätten mit Sicherheit davon erfahren. Und da die Wohnung seit diesem Tag offiziell ihnen gehörte und er ihnen zutraute, ihn verhaften zu lassen, wollte er dieses Risiko nicht eingehen – gute Freispruchchancen bei Questen-Verbrechen hin oder her.

Er war mehr als überrascht, dass er es innerhalb recht kurzer Zeit tatsächlich schaffte, das Schloss zu knacken und die Tür zu öffnen. Rasch trat er ein, schloss die Tür und machte Licht.

Irgendwo in dieser Wohnung steckten die Antworten, die er suchte. Nur wo?

Zacharias beschloss, im Schlafzimmer anzufangen. Er durchwühlte jeden Schrank, die Kommode, den Nachttisch, jedes Buch im Regal, suchte unter der Matratze und unter dem Bett. Nichts.

Auch im Arbeitszimmer wurde er nicht fündig. Alle Briefe, die er entdeckte, waren geschäftlich. Es war noch nicht einmal ein Hauch von persönlicher Beziehung in der Korrespondenz zu erahnen. Er fand zwar die Fotoalben, die seine Mutter im Testament erwähnt und seinem Vater vermacht hatte, aber die begannen erst, als Zacharias etwa zwei oder drei Jahre alt und sein Papa schon Teil ihres Lebens gewesen war. Jeweils ein Album für jedes Lebensjahr. Seine Mutter hatte ausgiebig alle wichtigen Familienereignisse und Zacharias’ Entwicklung in Bildern und kleinen Randnotizen festgehalten. Trotzdem konnte er weder von Bartholomäus noch von anderen Männern Fotos finden. Hätte Zacharias es nicht besser



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